Geschichte der Hagia Sophia
Kurzübersicht
- 4. Jahrhundert n. Chr.: Erste Hagia Sophia als christliche Kathedrale unter Kaiser Constantius II. in Konstantinopel (heute Istanbul) errichtet
- 404 n. Chr.: Der Bau wird bei Unruhen zerstört
- 415 n. Chr.: Zweite Hagia Sophia unter Kaiser Theodosius II. erbaut, jedoch 532 n. Chr. bei Unruhen ebenfalls zerstört.
- 532-537 n. Chr.: Die heutige Hagia Sophia, unter Kaiser Justinian I errichtet, wird 537 n. Chr. geweiht und stellt die dritte und berühmteste Version der Kirche dar.
- 1453: Nach der Eroberung Konstantinopels durch das Osmanische Reich unter Mehmed dem Eroberer wird die Hagia Sophia in eine Moschee umgewandelt.
- 1935: Die türkische Regierung unter der Führung von Mustafa Kemal Atatürk wandelt die Hagia Sophia in ein Museum um und betont ihre historische und kulturelle Bedeutung.
- 1985: Die UNESCO erklärt den Topkapi-Palast zum Weltkulturerbe.
- 2020: Im Juli 2020 ändert sich die Situation der Hagia Sophia erneut, als die türkische Regierung beschließt, sie in eine Moschee umzuwandeln. Diese Entscheidung hat internationale Diskussionen und Reaktionen ausgelöst.
geschichte / ARCHITEkTUR
Geschichte der Hagia Sophia
Die Hagia Sophia ist eines der berühmtesten Bauwerke der Welt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ursprünglich im 6. Jahrhundert n. Chr. als Kirche erbaut, hat sie im Laufe der Jahrhunderte eine vielseitige Geschichte als Moschee, Museum und erneut als Moschee erlebt.
Die erste Hagia Sophia
Im Jahr 325 gab Kaiser Konstantin I. den Befehl zum Bau einer Kirche an der Stelle der heutigen Hagia Sophia. Legenden besagen, dass dieses Gotteshaus auf den Ruinen einer heidnischen Kapelle errichtet wurde. Im Jahr 404 stellte Kaiserin Eudoxia eine Statue von sich vor der Hagia Sophia auf, was zu einer Rebellion in Neu-Rom führte. Diese Rebellion führte zu einem Feuer, das die erste Hagia Sophia zerstörte.
Der römische Kaiser Konstantin I. ließ das Gotteshaus wiederaufbauen und erweitern. Nach Reparaturen weihte Kaiser Theodosius II. die Kirche 415 ein. Im Januar 532, während des Nika-Aufstands, wurde die Kirche erneut durch ein Feuer vollständig zerstört. Diese Zerstörung bot Justinian I. die Gelegenheit, das größte Gotteshaus der damaligen Welt als Symbol seiner absoluten Autorität zu errichten.
Geschichte der zweiten Hagia Sophia
Die zweite Hagia Sophia wurde im Jahr 404 n. Chr. durch ein Feuer schwer beschädigt, jedoch unter Kaiser Justinian I. wieder aufgebaut. Diese neue Version der Hagia Sophia war deutlich größer und prächtiger als die erste.
Im Jahr 537 n. Chr. wurde der Bau nach einer außergewöhnlich langen Bauzeit von sechs Jahren fertiggestellt. Die Baumeister Anthemius von Tralles und Isidorus von Milet, bekannt für ihre herausragenden Kenntnisse in Mechanik und Mathematik, leiteten das Projekt.
Die heutige Hagia Sophia, hauptsächlich aus dem 6. Jahrhundert stammend, wurde durch ein Erdbeben im Jahr 558 teilweise beschädigt, darunter ein Einsturz der Kuppel, der jedoch 562 wiederhergestellt wurde. Weitere Erdbeben führten zu weiteren Schäden und notwendigen Reparaturen.
Die zweite Hagia Sophia war ein Symbol für den Wohlstand und die Macht des Byzantinischen Reiches. Sie fungierte auch als bedeutendes Zentrum für Bildung und Kultur. Viele historische Ereignisse, darunter die Krönung der byzantinischen Kaiser, fanden in diesem imposanten Sakralbu statt.
Über mehr als ein Jahrtausend war die Hagia Sophia die Kathedrale des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und der spirituelle Mittelpunkt der orthodoxen Kirche. Bis heute ist sie ein Ort von großer historischer Bedeutung und Anziehungskraft.
Die Hagia Sophia im Osmanischen Reich
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wurde die Hagia Sophia von Mehmed II. in eine Moschee umgewandelt. Zu den Umbauten gehörten die Hinzufügung eines hölzernen Minaretts (einer Struktur außen am Gebäude, die zum Gebetsruf verwendet wird), eines großen Kronleuchters, einer Mihrab (einer Nische, die die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt) und einer Minbar (einer Kanzel).
Später, unter der Herrschaft von Bayezid II., wurde das ursprüngliche hölzerne Minarett durch das imposante rote Minarett an der Südostecke ersetzt. Das schlanke weiße Minarett an der Nordostseite wurde ebenfalls unter seiner Herrschaft errichtet. Zudem wurden um 1500 zwei identische Minarette an der Westseite von Sinan, einem berühmten osmanischen Architekten, im Auftrag von Selim II. oder Murad III. erbaut.
Hagia Sophia nach der Gründung der Türkischen Republik
Im Zuge der Säkularisierung unter Mustafa Kemal Atatürk wurde die Hagia Sophia im Jahr 1935 in ein Museum umgewandelt.
1985 wurde die Hagia Sophia zusammen mit anderen historischen Stätten in Istanbul in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Im Jahr 2020 traf Präsident Recep Tayyip Erdoğan die kontroverse Entscheidung, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln. Kurz nach dieser Ankündigung fanden islamische Gebete statt, wobei Vorhänge die christliche Symbolik des Gebäudes teilweise verdeckten.
Trotz dieser Veränderungen bleibt die Hagia Sophia als eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei für Besucher weiterhin zugänglich.
Die Architektur der Hagia Sophia
Die Architektur der Hagia Sophia stellt ein herausragendes Beispiel der byzantinischen Baukunst dar. Das Bauwerk ist vor allem für seine gigantische Hauptkuppel bekannt, die von vier massiven Pfeilern getragen wird.
Die Kuppel der Hagia Sophia galt im 6. Jahrhundert n. Chr. als ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Sie wird von vier großen Pfeilern gestützt, die durch Bögen miteinander verbunden sind. Diese architektonische Anordnung sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts der Kuppel und verhindert somit ein Einstürzen des Gebäudes.
Der Innenraum der Hagia Sophia ist ein wahrer Schatz an Kunst und Handwerk. Er ist reich verziert, mit goldenen Mosaiken, Marmorverkleidungen und anderen kostbaren Materialien. Die Wände und Säulen aus Marmor sind mit komplexen Schnitzereien geschmückt.
Die Hagia Sophia war wegweisend für spätere Bauprojekte, die Baumaterialien aus dem gesamten Reich bezogen. Sie steht als prächtiges Zeugnis für die beeindruckende Architektur und künstlerische Leistung des Byzantinischen Reiches.
Die Bedeutung der Hagia Sophia
Die Hagia Sophia hat eine immense Bedeutung sowohl für Christen als auch für Muslime. Über viele Jahrhunderte war sie das Zentrum der orthodoxen Kirche und ein bedeutendes Pilgerziel für Christen weltweit. Sie symbolisiert die religiöse Geschichte und kulturelle Identität des Christentums.
Für Muslime ist die Hagia Sophia ein Symbol des Osmanischen Reiches und des Islam. Nach der Eroberung Konstantinopels wurde sie zur größten Moschee des Reiches und diente als Ort des Gebets und der Verehrung für Muslime aus verschiedenen Regionen.
Darüber hinaus ist die Hagia Sophia ein Meisterwerk der Architekturgeschichte. Ihre konzeptionelle Innovation und technische Brillanz haben viele spätere Bauprojekte inspiriert. Die gigantische Kuppel und die Verwendung von Mosaiken, Marmor und kunstvoller Schnitzerei stellen bis heute ein architektonisches Wunder dar, das viele andere Bauwerke auf der ganzen Welt beeinflusst hat. Aus diesen Gründen wird die Hagia Sophia oft als achtes Weltwunder betrachtet.